Auf ihn gehen die Begriffe „Komplementärwährung“ und „Monetäres-Öko-System“ zurück. Er sagte: „Gib mir ein Problem und ich entwickele eine komplementäre Währung, mit der Du es lösen kannst.“ Margrit Kennedy schrieb an den langjährigen Freund und Co-Autor: „Deine Fantasie, Deine unerschöpflichen Ideen, wie man Geld gestalten, erfinden und verwandeln kann, versetzen mich einfach immer wieder ins Staunen.“ Beide waren überzeugt, dass eine Vielfalt an Währungssystemen für die Menschen, die Wirtschaft und die Natur besser sind als nur ein einziges Geldsystem, in dem Geld durch die Kreditschöpfung von Banken entsteht.
Lietaer litt darunter, dass es ihm nicht hinreichend gelang, seine Ideen systematisch und politisch umzusetzen: Auch wenn viele tausend lokale Komplementwährungen und Initiativen über die letzten Jahrzehnte entstanden sind, so blieb ihm doch die Anerkennung und der Anschluss an das konventionelle Geldsystem verwehrt. „Es ist egal, ob du die Lösung hast.“ meinte er in einem letzten, ausführlichen Video-Interview, das er 2016 gegeben hat. So bedauerte er es zutiefst, dass Griechenland keine Chance mit einer nationalen Parallelwährung gegeben wurde. Es war für ihn offensichtlich, dass es den Griechen so viel besser gehen könnte, wenn sie – ähnlich wie die Briten – eine nationale Währung nutzen könnten neben dem Euro.
Lietaer war ein großer Geist mit ungewöhnlich hellem Intellekt, der das Leben von vielen Menschen bereichert hat. Er steht für uns in der Reihe von Ökonomen wie S. Gesell, J.M. Keynes oder N. Georgescu-Roegen. Isaac Newton wird mit dem Satz zitiert, dass wir alle auf den Schultern von Riesen stehen und damit besser in die Zukunft sehen können. Am 7. Februar wäre Bernard Lietaer 77 Jahre alt geworden. Wir werden ihn immer lieben und stehen jetzt auf seinen Schultern, um so besser seine Arbeit fortsetzen zu können und so eine bessere Welt zu bauen.
7. Februar 2019
Stefan Brunnhuber und Kathrin Latsch